TADUS – Elektrotraktor aus Schnaitsee

von | 01.02.2025

Ein Traktor ohne Diesel? Noch vor wenigen Jahren hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass ein vollelektrischer Traktor in der Landwirtschaft aufgrund der Reichweitenangst im PKW-Bereich sinnvoll einsetzbar ist. Doch Hersteller wie Fendt [1], Monarch Tractor [2] oder TADUS [3] aus Schnaitsee demonstrieren das Gegenteil. Je nach Anwendungsgebiet haben die verschiedenen Maschinen wie bei jedem Traktor ihre eigenen Vor- und Nachteile. Im Vergleich zu Traktoren mit konventionellen Verbrennungsmotoren teilen sich batterieelektrische Modelle allerdings Vorteile, mit denen sich zusätzliche Einnahmequellen für Betriebe erschließen lassen. Am Beispiel des TADUS soll dieser Artikel die Vorteile von elektrischen Traktoren genauer beleuchten. Mit modernster Technik, beeindruckender Effizienz und einer klaren Vision zeigen Thaddäus und Johanna Baier, wie der Elektrotraktor TADUS zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Lösung für landwirtschaftliche Betriebe werden kann. Die Motivation für die Entwicklung des Elektrotraktors ist, die Effizienz und Umweltfreundlichkeit von Elektroantrieben in die Landwirtschaft zu übertragen und Synergieeffekte zu nutzen. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team wurde ein erstes Funktionsmuster des TADUS Traktors im Conversion-Design realisiert [4]. D.h. ein bestehender Traktor mit Verbrennungsmotor wurde auf einen elektrischen Antriebsstrang umgerüstet, um verschiedene Aspekte des Fahrzeugkonzepts zu erproben. Aktuell wird ein seriennaher Prototyp im Purpose-Design entwickelt, der sich in Aufbau und Aussehen von einem konventionellen Traktor unterscheidet, um die Gestaltungsfreiheit eines vollelektrischen Antriebsstrangs voll auszunutzen. Der Markteintritt des TADUS Traktors ist für das nächste Jahr 2025 geplant.

Technologie für die Zukunft der Landwirtschaft

Das Erprobungsfahrzeug besitzt einen Akku mit einer Kapazität von 50 kWh und ein Dieselaggregat, das zugeschaltet werden kann. Der marktreife TADUS Traktor wird hingegen einen vollelektrischen Antriebsstrang mit 80 kW Dauer- und 120 kW Spitzenleistung aufweisen und eine Batteriekapazität von 200 kWh besitzen. Diese Kapazität erlaubt Einsatzzeiten von etwa 3,2 Stunden beim Pflügen mit fünf Scharen oder zehn Stunden beim Gras Zetten mit einem 6,9 m Kreiselwender, was für viele landwirtschaftliche Arbeiten ausreichend ist. Die Gleichstrom-Schnellladefähigkeit des 800 Volt Akkus mit bis zu 180 kW ermöglicht kurze Standzeiten und durch das Wechselbatteriesystem ist es sogar möglich, den Betrieb bei Bedarf nahtlos fortzusetzen. Technisch wäre es theoretisch auch möglich, den Traktor nahtlos bei hoher Auslastung zu betreiben, indem ein Dieselaggregat an der Frontzapfwelle montiert wird, um mit dem damit verbundenen Elektromotor im Generatorbetrieb Energie für den Antriebsstrang bereitzustellen. Angeboten wird diese Funktion derzeit aber nicht. Der elektrische Antriebsstrang wurde speziell für den Traktor entwickelt und nutzt eine modulare Architektur, die Energieverluste minimiert und eine effiziente Steuerung ermöglicht. Neben der Antriebsleistung bietet das Fahrzeug eine stufenlose Fahrgeschwindigkeit und Rekuperationstechnik, die Energie bei Bremsvorgängen zurück in die Batterie speist. Dieser Ansatz reduziert nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch den Verschleiß des Fahrzeugs.

Einsparungen durch Energieeffizienz

Die Entwicklung von TADUS zielt darauf ab, wirtschaftlich tragfähige Lösungen für landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen. Betreiberinnen und Betreiber mit eigener Photovoltaikanlage können den Traktor nahezu kostenneutral betreiben. Doch auch ohne PV-Anlage ergeben sich Einsparpotenziale, da die Betriebskosten eines Elektrofahrzeugs von Strom über Wartung bis hin zur Langlebigkeit deutlich geringer ausfallen als bei dieselbetriebenen Maschinen. Ein Beispiel: Über eine Betriebsdauer von 15.000 Stunden spart ein vollelektrisch betriebener Traktor bis zu 525 Tonnen CO₂ im Vergleich zu einem Dieselmodell ein. Gleichzeitig reduzieren sich die Energiekosten um etwa 70 % bei eigener Stromproduktion, wenn man von einem Diesel-Einkaufspreis von 52 ct/kWh, einem Strom-Einkaufspreis von 30 bis 40 ct/kWh und einer Einspeisevergütung von 10 ct/kWh ausgeht. Gerade für Betriebe mit Ü20-PV-Anlagen ohne Einspeisevergütung könnte ein vollelektrischer Traktor also eine sinnvolle Ergänzung sein, um den Eigenbedarf der selbst erzeugten Solarenergie zu erhöhen und die Treibstoffkosten zu reduzieren. Man könnte es als wirtschaftlichen Wahnsinn bezeichnen, eine so teure Maschine wie einen Traktor nur durchschnittlich 500 Stunden im Jahr zu nutzen. Das entspricht einer Auslastung von knapp 6 %. Deshalb liegt es nahe, den mobilen Akku des Fahrzeugs auch stationär zu nutzen, indem PV-Überschussstrom gespeichert wird und bei Bedarf dem Betrieb oder dem Wohngebäude bereitgestellt wird. Außerdem lässt sich mit der gespeicherten Energie über die Flexibilitätsvermarktung eine zusätzliche Einkommensquelle erschließen, indem die Energie genau dann ins Netz eingespeist wird, wenn die Erlöse am Markt besonders hoch sind.

Energietipp

Der TADUS Traktor zeigt, wie technologische Innovationen im ländlichen Raum zur Energiewende beitragen können. Von der Integration in bestehende PV-Systeme bis hin zur Stärkung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit demonstriert TADUS, dass batterieelektrische Traktoren nicht nur umweltfreundlich, sondern auch praxistauglich sind und sich nahtlos in bestehende landwirtschaftliche Betriebe einfügen.

Quellen

[1] AGCO GmbH, “Fendt e100 V Vario”, https://www.fendt.com/int/agricultural-machinery/e-tractors/fendt-e100-v-vario, Zugriff: 07.12.2024
[2] Monarch Tractor, ”Driving Farm Profitability and Planet Sustainability“, https://www.monarchtractor.com/, Zugriff: 07.12.2024
[3] TADUS GmbH, “TADUS E-Traktoren”, https://www.tadus.com/, Zugriff: 30.11.2024
[4] Süddeutsche Zeitung, “Thaddäus Baier: Wenn der Traktor nicht mehr dieselt”, https://www.sueddeutsche.de/sonderthemen/bayern/thaddaeus-baier-traktor-landwirtschaft-antriebsformen-weg-e-bulldog-zukunft-entwicklung-projekt-ziel-185010, Zugriff: 30.11.2024

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