Ein umfassender Leitfaden – Teil 2
Dies ist die Fortsetzung des Leitfadens zum Kauf eines gebrauchten Elektroautos. Die im Folgenden vorgestellten Lademöglichkeiten gelten gleichermaßen für Neufahrzeuge. Vor dem Kauf eines Elektroautos wirft sich die Frage auf, wo das Fahrzeug geladen werden kann.
Lademöglichkeiten bei Wohneigentum
- Stromanschluss: Prüfen Sie, ob in der Nähe des Parkplatzes bereits ein 32 A Starkstromanschluss vorhanden ist oder ob dieser für eine Wallbox noch installiert werden muss. Auch wenn ein Elektroauto grundsätzlich über eine 230 V Steckdose geladen werden kann, dauert der Ladevorgang lang, die Ladeverluste sind recht hoch und die Leitung wird stark belastet.
- Stromvertrag anpassen: Beim Laden im eigenen Haushalt lohnt es sich, den Stromtarif zu optimieren. Nachtstromtarife oder (teil-)flexible Verträge können die Betriebskosten erheblich senken. Manche Stromversorger bieten zusätzlich zum Stromvertrag mit Fixpreis einen Vertrag speziell für das Elektroauto an, mit dem das Fahrzeug immer dann geladen werden kann, wenn der Strompreis an der Strombörse unter einer definierten Schwelle liegt. Außerdem kann das Fahrzeug nachts innerhalb einer bestimmten Zeitspanne von beispielsweise fünf Stunden zum Fixpreis i.H.v. 20 Cent/kWh geladen werden [1].
Lademöglichkeiten im Mietverhältnis
- Vermieter kontaktieren: Falls Sie zur Miete wohnen, klären Sie vorab, ob ein Starkstromanschluss vorhanden ist oder ob der Vermieter eine entsprechende Lösung unterstützen kann und will. Weisen Sie bei Gelegeheit darauf hin, dass es Softwarelösungen für Vermieter gibt, mit denen zusätzliche Einnahmen generiert werden können [2].
- Öffentliche Ladestationen: Alternativ kann das öffentliche Ladenetz genutzt werden. Derzeit sind Preise von etwa 60 ct/kWh üblich (Stand 04/25), was etwa dem Punkt entspricht, bei dem der Betrieb eines Elektroautos genauso teuer ist, wie der eines Verbrenners. Die Chargeprice-App, die als Webanwendung und Smartphone-App verfügbar ist, zeigt im Gegensatz zu vielen anderen Apps Preise an und vergleicht dabei unterschiedliche Kombinationen mit und ohne Abo. So kann schnell und unkompliziert der günstigste Ladepreis ermittelt werden [3].
- Laden beim Arbeitgeber: Einige Arbeitgeber stellen Mitarbeitern Lademöglichkeiten an Mitarbeiterparkplätzen zur Verfügung. Falls dies noch nicht der Fall ist, suchen Sie den Dialog mit Ihrem Arbeitgeber, denn auch hier gibt es Lösungen, um Ladesäulen wirtschaftlich zu betreiben [2].
Auswahl und Installation einer Wallbox
Eine eigene Wallbox erhöht den Komfort und reduziert die Ladekosten erheblich.
Auswahl der Wallbox
- Stationäre Wallbox: Diese wird fest installiert und bietet in der Regel höhere Ladeleistungen. Um die Fremdnutzung zu verhindern, gibt es Wallboxen, die vor dem Ladevorgang per App oder RFID-Chip freigeschaltet werden müssen. Einige Modelle sind mit flexiblen Stromtarifen kompatibel und ermöglichen es, einen Schwellwert für den Strompreis festzulegen [4][5].
- Mobile Wallbox: Eine flexible Alternative, die bei Bedarf auch an anderen Orten genutzt werden kann.
Installation der stationären Wallbox
Für Wallboxen mit mehr als 11 kW AC (Wechselspannung) ist eine Genehmigungspflicht zu beachten. Bei einer 11-kW-Wallbox genügt die Anmeldung beim Netzbetreiber (z. B. Bayernwerk Netz GmbH). Für die Anmeldung ist allerdings der Zugang zum Netzanschlussportal notwendig. Dieser ist ausschließlich registrierten Elektrikern vorbehalten. Deshalb muss ein Elektriker beauftragt werden, der entweder die gewünschte Wallbox installiert und anmeldet oder eine alternative Wallbox vorschlägt. Vor dem Kauf einer Wallbox sollte das Modell also unbedingt mit dem Installateur abgestimmt werden. Des Weiteren ist zu beachten, dass die Elektroinstallation den aktuellen Vorschriften entsprechen muss. Hier gab es zuletzt 2019 einige Änderungen, die dazu führen können, dass der Zählerschrank erneuert werden muss [6]. Es lohnt sich mehrere Angebote einzuholen, um den Aufwand und die entstehenden Kosten vergleichen zu können, da es hier große Unterschiede geben kann.
Laden im öffentlichen Netz
Vor dem Kauf eines Elektroautos sollte man sich mehrere Ladekarten und -Apps zulegen. Es gibt viele kostenlose Angebote, mit denen der Ladevorgang an öffentlichen Ladesäulen gestartet werden kann. Wer unvorbereitet ist, riskiert viel Frustration, da das Laden per Debit-, Kredit- oder EC-Karte oft nicht funktioniert. Ein weiteres Problem ist die Monopolstellung von Ladesäulenbetreibern. In vielen Gemeinden gibt es nur ein Betreiberunternehmen, das teils Aufschläge von mehr als 100 % pro kWh berechnet. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Ausbau von öffentlichen Ladesäulen in Zukunft mit dem gleichen Tempo fortsetzt, da sich die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen seit Januar 2023 auf etwa 88.000 mehr als verdoppelt hat [7].
Energietipp
Bei einem Strompreis von etwa 30 ct/kWh sind die Energiekosten für den Betrieb eines Elektroautos nur etwa halb so hoch wie bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor (Stand 02/25). Durch die niedrigere Anzahl an Verschleißteilen im batterieelektrischen Antriebsstrang sind die Wartungskosten eines Elektrofahrzeugs über die Lebensdauer betrachtet deutlich niedriger im Vergleich zum Verbrenner. Der Kauf eines gebrauchten Elektroautos kann also eine kosteneffiziente und umweltfreundliche Alternative zum Neuwagen sein.
Quellen
[1] Octopus Energy Germany GmbH, “Intelligent Octopus Go”, https://octopusenergy.de/e-auto-produkte, Zugriff: 11.02.2025
[2] reev GmbH, “Smarte Ladelösungen für Wohnimmobilien”, https://reev.com/anwendungsfaelle/wohnungswirtschaft/, Zugriff: 11.02.2025
[3] Chargeprice, “All-in-one-Plattform für Ladetarife, Ladestellen- und E-Fahrzeugdaten”, https://www.chargeprice.net/de, Zugriff: 15.02.2025
[4] Energiestammtisch Tacherting, “Auswahl einer Wallbox”, https://www.energie-tacherting.de/auswahl-einer-wallbox/, Zugriff: 15.02.2025
[5] Energiestammtisch Tacherting, “Bequemes und intelligentes Laden eines Elektroautos”, https://www.energie-tacherting.de/bequemes-und-intelligentes-laden-eines-elektroautos/, Zugriff: 15.02.2025
[6] Hager Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG, “Die aktuelle VDE-AR-N 4100:2019-04”, https://assets.hager.com/step-content/P/HA_39676168/Document/std.lang.all/23DE0112-TIP-H-44-VDE-AR-N-WEB.pdf, Zugriff: 15.02.2025
[7] Statista, “Anzahl der öffentlichen Ladesäulen in Deutschland von Januar 2023 bis Februar 2025”, https://de-statista-com.eaccess.tum.edu/statistik/daten/studie/1407473/umfrage/bestand-an-ladesaeulen-in-deutschland/, Zugriff: 19.04.2025