Im Energiegedanken vom April 2023 haben wir die Theorie zum Thema Balkon Solar behandelt. Inzwischen konnte ich ein konkretes Projekt umsetzen. Hier der Erfahrungsbericht.
Nach dem Wegfall der Mehrwertsteuer haben sich die Preise für PV Module und Mikrowechselrichter wieder etwas normalisiert. Und wir fanden ein interessantes Angebot. Doch zunächst musste die Elektroinstallation geprüft werden. Der Installationsstandort verfügt über zwei Zähler. Und das Balkonkraftwerk soll auf dem Garagendach installiert werden. Ist die Garage denn auch an dem Zähler, an dem auch Gefriertruhe, Kühlschrank und Waschmaschine hängen, angeschlossen? Ist das Garagendach für die 4 Module auch groß genug? Reichen die beigelegten Leitungen oder braucht es noch eine Verlängerung?
Nachdem dies zufriedenstellend geklärt war, bestellten wir im Mai ein Komplettpaket bestehend aus 4 Modulen mit jeweils 370 Wp (Watt Peak), einem Hoymiles HM-1500 Wechselrichter und dem Montagematerial für ein Ziegeldach. Der Wechselrichter wird vom Händler auf die aktuell zulässigen 600 W Leistung begrenzt.
Nach der Lieferung starteten wir die Installation. Die ausführliche Anleitung ließ eigentlich keine Fragen offen. Die sollte man aber besser zweimal lesen, um nichts zu übersehen. Zunächst mussten die Dachhaken an den Sparren befestigt werden. Darauf konnte dann die Montageschiene aus Aluminium befestigt werden. Am Solarmodul werden Gewindestifte mit Muttern angebracht. Nachdem die Verbindung zum Wechselrichter hergestellt war, konnte das Modul mit einer Schiebemutter in der Montageschiene befestigt werden.
Um die Leistung des Balkonkraftwerks zu messen, hatte ich vorab eine W-LAN Steckdose mit Leistungsmesser besorgt. Diese war schon mit der Tasmota Firmware ausgestattet. Diese funktioniert auch ohne eine herstellerspezifische Cloud. Die Steckdose liefert die Daten über MQTT bei einem Raspberry Pi (Minicomputer) ab. Dort werden die Daten zur Auswertung gespeichert. Zur Nutzung auf dem Smartphone werden die Daten an den Cloud MQTT Broker HiveMQ weitergeleitet. Die Anzeige auf dem Mobiltelefon erfolgt mit der App IoT MQTT Panel. Mit dem Projekt OpenDTU lässt sich sogar der Hoymiles Wechselrichter direkt auslesen und konfigurieren.
Nach diesen praktischen Arbeiten kommt dann noch die Bürokratie. Zum einen muss das Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber angemeldet werden. Bei uns im Gemeindegebiet sind dies entweder das Bayernwerk oder die EGTF. Bei der EGTF findet man ein Formular “Anmeldung Anschluss steckerfertige Erzeugungsanlage”. Zum anderen muss eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister erfolgen.
Die installierte Anlage hat z.B. am 18.06.2023 6,5 kWh erzeugt. Seit der Installation am 19.05.2023 wurden bis zum 25.08.2023 insgesamt bereits 604 kWh erzeugt. Davon wurden 238 kWh selbst verbraucht und 366 kWh in das Netz der EGTF eingespeist. Der Eigenverbrauch entspricht ca. 71,40 € an eingesparten Stromkosten.
Beispieldaten aus dem Grafana Dashboard vom 18.06.2023:


Energietipp
Nutzen Sie die aktuellen Daten, die z.B. auch auf dem Smartphone abgefragt werden können, um Verbraucher bei verfügbarem PV-Strom einzuschalten.
Quellen
[1] EGTF – Anmeldung Anschluss steckerfertige Erzeugungsanlage: https://www.egtf.de/downloads/strom-netz.html
[2] Tasmota: https://tasmota.github.io/docs/
[3] Node Red: https://nodered.org/
[4] Cloud MQTT Broker: https://www.hivemq.com/mqtt-cloud-broker/
[5] OpenDTU: https://github.com/tbnobody/OpenDTU